Ursprünglich wurde der Marchfeldkanal vor 23 Jahren zur Sicherung der Wasserversorgung im Marchfeld errichtet. Heute hat er sich zu einer wahren Naturoase für selten gewordene Tiere und Pflanzen entwickelt. Eines der Projekte der gerade endenden LEADER-Periode war es, dieses Idyll anhand des neu gestalteten Marchfeldkanalradwegs ansprechend zu inszenieren.


Die Route zweigt vom Donauradweg ab und führt von Gerasdorf bis hin zum Kaiserlichen Festschloss Hof. Daneben fließt stets das ruhige Wasser des Marchfeldkanals oder des Rußbachs. Doch das Radeln am 62 Kilometer langen MaRa ist nicht nur für Naturliebhaber besonders erlebnisreich. Spannende Inszenierungen und Landschaftsfenster entlang des Weges sorgen für Unterhaltung und informieren rund um die Region Marchfeld. Der Marchfeldkanalradweg kann in fünf Themenabschnitten erradelt werden. Hier ein Kurzer Überblick

Marchfeldkanal: ökologisches Idyll
Abschnitt: Gerasdorf-Stadtgrenze – Deutsch Wagram, Länge 8,6 km
Der erste Abschnitt ist dem Projekt Marchfeldkanal gewidmet, das dem Radweg seinen Namen gibt und dessen Verlauf die Routenführung über weite Strecken des Weges vorgibt. Der Kanal wurde gebaut um die Wasserversorgung der Region Marchfeld zu sichern, denn der Grundwasserspiegel sank in den 70er Jahren kontinuierlich. Über ein fast 100km langes, neu geschaffenes Gewässernetz wird Donauwasser ins Marchfeld verteilt. Beim Bau des Marchfeldkanalsystems wurde erstmals eine landschaftsökologisch orientierte Gewässergestaltung vorgenommen. Heute erfüllt der Marchfeldkanal neben der Grundwasserversorgung auch eine Funktion als Hochwasserschutz.
Doch das, was am Marchfeldkanal heute den Eindruck von Natürlichkeit und Harmonie entstehen lässt, ist eigentlich Teil dieses größten, je in Österreich künstlich hergestellten Gewässernetzes. Es wurden unterschiedliche naturnahe Lebensräume  geschaffen, die bald durch zahlreiche Tier- und Pflanzenarten besiedelt worden sind.

Napoleon: Große Schlachten im Marchfeld
Abschnitt Deutsch-Wagram – Markgrafneusiedl, Länge 7 km
Der Radfahrer durchquert geschichtsträchtigen Boden: Das Marchfeld war aufgrund seiner strategischen Lage in den vergangenen Jahrhunderten oft Austragungsort entscheidender Schlachten. 1278 siegte Rudolf von Habsburg gegen Ottokar von Böhmen und begründete damit das Habsburger Reich. 1809 kämpften hier die Österreicher gegen Napoleon, der in der blutigen „Schlacht am Wagram“ die Österreicher besiegte. Das Napoleonmuseum in Deutsch Wagram zeigt Exponate, die heute noch davon zeugen. Wer will, kann beim Fotomotiv der Napoleonfigur am Radweg in die Rolle des großen Feldherrn schlüpfen.
Doch auch friedliche Geschichte wurde hier geschrieben. Das erste Teilstück der ersten Eisenbahnlinie im damaligen Kaisertum Österreich, die von Wien nach Krakau im heutigen Polen gebaut wurde, endete zunächst in Deutsch-Wagram und wurde am 23. November 1837 eröffnet.  Dieses Datum markiert den Beginn des Dampfeisenbahnzeitalters in Österreich und ist somit die Geburtsstunde der Eisenbahn in Österreich, die im Eisenbahnmuseum Deutsch Wagram zu sehen ist.

Marchfelder Spargel & Co
Abschnitt Markgrafneusiedl – Leopoldsdorf im Marchfelde, Länge 11,8 km
Im Zeitalter des Tertiärs vor ca. 65 Millionen Jahren war die heutige Region zwischen Wien und March eine weite und einige hundert Meter tiefe Meeresbucht. Das Marchfeld ist die größte Beckenlandschaft Österreichs, die aufgrund ihrer Fruchtbarkeit auch den Beinamen „Gemüsegarten Österreichs“ trägt. Geprägt vom pannonischen Klima ist das Marchfeld eine der sonnenscheinreichsten und niederschlagärmsten Regionen des Landes.
Die Radler befinden sich auf diesem Abschnitt im Zentrum des „Gemüsegarten Österreichs“. Im Marchfeld werden von mehr als 700 Produzenten auf etwa 7.000 ha Gemüse, Obst und Feldfrüchte geerntet. Besonders bekannt ist das Marchfeld für seinen Spargel, aber auch für die Verarbeitung von knackigem Tiefkühlgemüse aller Art. Bei einer Quiztafel am Radweg kann man bei einer Rast sein Wissen rund um Gemüse überprüfen. Wer auf den Geschmack gekommen ist, der findet hier auch eine Übersicht über alle Ab-Hof-Verkaufsstellen und Hofläden der Region, von denen einige am Weg liegen.

Auf den Spuren der Großtrappe & Marchfelder Kunst
Abschnitt Leopoldsdorf im Marchfelde – Loimersdorf/Lassee, Länge 13,4 km
Ein ganz besonderer Bewohner des Marchfelds begegnet dem Radfahrer mit etwas Glück auf diesem Abschnitt des Weges: Die Großtrappe. Sie zählt zu den schwersten flugfähigen und sehr seltenen Vogelarten der Welt. Eines ihrer letzten Rückzugsgebiete liegt im Marchfeld. Der Weg streift das Schutzgebiet der Großtrappe nur am Rande, um ihren heute stark gefährdeten Bestand und vor allem die Brutplätze nicht zu stören. Viele Informationen und  schöne Aufnahmen finden sich in einem Schaupult direkt am Weg. Für einen Abstecher lohnt der Europapark Lassee unweit der Radroute mit der typischen Kunst von Gottfried Laf Wurm und Martin Suritsch, die leuchtende Glasbilder im Park gestaltet haben.

Marchfeldschlösser: Unterwegs im Schlösserreich
Abschnitt Loimersdorf/Lassee – Schloss Hof, Länge 9,8 km
Der Radweg führt am Rand des Nationalparks Donau-Auen. Auf einer Informationstafel erfährt man viel Interessantes über die Geschichte des Nationalparks, der sich über die früheren kaiserlichen Jagdgebiete erstreckt. An diese Zeit erinnern die in der Barockzeit errichteten Marchfeldschlösser: Am Marchfeldkanalradweg kommt man zunächst an Schloss Niederweiden vorbei. Ein Landschaftsfenster in Form eines goldenen Barockrahmens gibt ein wunderbares Fotomotiv für ein Erinnerungsfoto mit dem Schloss. Letzte und besonders prächtige Station ist das barocke Schloss Hof. Wer noch etwas Zeit übrig hat, sollte die Prunkräume mit den originalen Möbeln, den wunderbaren mehrterrassigen Barockgarten und Wirtschaftshof Meierhof besichtigen.

Nähere Informationen sowie die Radkarte auch unter: www.marchfeldkanal-radweg.at

Fotocredits: Steve Haider