Einziges Wasserkraftwerk im Marchfeld produziert Strom für 200 Haushalte.
Seit dem 8. Jänner 2025 ist das erste und einzige Wasserkraftwerk im Marchfeld in Betrieb – ein Meilenstein für die nachhaltige Energieversorgung der Region. Benannt nach dem King of Rock’n‘Roll Elvis Presley, der an diesem Tag seinen 90. Geburtstag gefeiert hätte, produziert das Kraftwerk umweltfreundlichen Strom und leistet einen wichtigen Beitrag zur Energiewende.
Die Wehranlagen am Marchfeldkanal dienen primär zur Regulierung des Wasserstands und zur Zwischenspeicherung von Wasser für außergewöhnliche Betriebssituationen. Die Bedingungen der bestehenden Wehranlage in Deutsch-Wagram – eine Fallhöhe von 2,1 Metern und ein konstanter Durchfluss von 4,5 Kubikmetern pro Sekunde – ermöglichen die energiewirtschaftliche Nutzung.
„Die Anlagen des Marchfeldkanalsystems sind vorrangig für die nachhaltige Wasserversorgung der Region errichtet worden. Durch die Nutzung der Wasserkraft liefert das Marchfeldkanalsystem auch einen Beitrag zur Energiewende“, zeigt sich der Vorsitzende des Kuratoriums der Betriebsgesellschaft Marchfeldkanal, Bürgermeister Bernhard Wolfram, vom Nutzen der Anlage überzeugt.
Bereits seit dem Jahr 2007 bestand an dem Standort ein Kleinwasserkraftwerk des Typs „Hydraulische Kupplung“. Die Leistung war jedoch mit 35 kW sehr gering und das alte Kraftwerk verursachte hohe Instandhaltungskosten. Aufgrund eines Defekts im März 2023 wurde beschlossen, ein neues, effizienteres Kraftwerk zu errichten. „Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie wurden verschiedene Kraftwerkstypen untersucht und wir haben uns für eine Wasserkraftschnecke entschieden.“ erklärt Geschäftsführer Franz Steiner, „Dieses fischfreundliche Kraftwerk liefert mit deutlich geringerem Wartungsaufwand eine Leistung von 70 kW rund um die Uhr!“
Die Anlage wurde von der tschechischen Firma GESS s.r.o. in der 200 km entfernten Stadt Lipník nad Bečvou gefertigt, die Planung und Bauaufsicht lag in den Händen von DI Alois Lashofer.
Tag des Wasserkraftwerks: Einblick in die Technik
Am 20. Februar 2025 lud die Betriebsgesellschaft Marchfeldkanal gemeinsam mit der Klima- und Energie-Modellregion (KEM) Marchfeld zur feierlichen Besichtigung des neuen Wasserkraftwerks ein. Über 80 Interessierte nutzten die Gelegenheit, um das innovative Kraftwerk aus nächster Nähe zu erleben.
„Unser Verein forciert und fördert Regionalentwicklung im Marchfeld. Projekte wie das Kleinwasserkraftwerk sind Leuchttürme für die Energiewende in unserer Region, auf die wir stolz sein können! Es freut mich sehr, dass wir durch diese gemeinsame Veranstaltung viele Menschen erreichen und das Projekt vor den Vorhang holen konnten.“, so KEM-Managerin DI Rafaela Obetzhauser über die gelungene Veranstaltung.
Das Funktionsprinzip der Wasserkraftschnecke basiert auf einer umgekehrten Archimedischen Schraube: Durch das Überströmen der Welle wird sie in Rotation versetzt und treibt damit einen elektrischen Generator zur Stromerzeugung an. Die beeindruckenden technischen Dimensionen des Kraftwerks sprechen für sich – allein die Schnecke wiegt acht Tonnen, das gesamte Kraftwerk bringt es auf rund 35 Tonnen.
Es wird mit einer Jahresleistung von 600.000 kWh gerechnet. Das entspricht der Stromversorgung für ca. 200 Haushalte. Der Energieverbrauch der Betriebsgesellschaft Marchfeldkanal beträgt pro Jahr zwischen 300.000 kWh und 500.000 kWh.
Das neue Kleinwasserkraftwerk ist ein weiterer Schritt hin zu einer nachhaltigen, regionalen Energieversorgung und zeigt eindrucksvoll, wie innovative Technologien zur Energiewende im Marchfeld beitragen können.
Fotos: ©Region Marchfeld